Was für eine Dynamik, die sich in den letzten Wochen an den Weltbörsen entwickelt hat. Leider in eine unschöne Richtung. So hat der Dax zum Redaktionsschluss auf Jahressicht 16,7% verloren. Im Vergleich zum Höchststand vom 23.01.18 sind es sogar 20 %. Deutlich robuster zeigten sich hingegen die US Indizes, die nur wenig abgegeben haben. Für Anleger kommt erschwerend hinzu, dass neben dem Aktienmarkt auch nahezu alle anderen Anlageklassen, wie Anleihen oder Rohstoffe, an Wert verloren haben. Eine aktuelle Studie einer re- nommierten Investmentbank besagt, dass sich in 2018 sogar 89% aller überprüften und ge- messenen Anlageklassen negativ entwickelt haben. Der Ölpreis kann ein Lied davon singen. Dieser statuierte eine regelrechte Berg- und Talfahrt mit einer Schwankungsbandbreite von 46,47 – 75,69 USD/Barrel bei WTI. Der Goldpreis hielt sich im Gegensatz dazu vergleichsweise stabil. Durch den Renditeanstieg infolge der Zinserhöhungen, insbesondere am US-Anleihemarkt (so notierten die 10-US Treasuries Mitte November bereits über 3 %) verzeichneten viele (Renten)Fondsmanager teilweis erhebliche Kursverluste. Diese Entwicklungen erklären auch, warum es defensiven Investmentprodukten kaum möglich war Gewinne zu erzielen, da diese zumeist einen hohen Anteil an festverzinsliche Wertpapiere haben. Daher hat i. d. R. auch der Ansatz der Asset Allocation und Risikostreuung nur bedingt funktioniert.
Auf der Suche nach weiteren Auslösern des negativen Kapitalmarktjahres werden wir ebenfalls schnell fündig. So ist das Brexit-Szenario inhaltlich noch immer nicht geklärt. Die entscheidende Abstimmung im britischen Parlament wurde zum Leidwesen der Märkte nun auf den 21.01.19 verschoben. Und ob der bis dahin ausgehandelte Vertrag eine Mehrheit bekommt, ist mehr als ungewiss. Einen weiteren Belastungsfaktor stellte der Etat-Streit zwischen Italien und der EU dar. Und als dritten Unsicherheitsfaktor ist sicherlich der zunehmend erhitzte Streit zwischen den USA und China um nationale Interesse in bilateralen Handelsbeziehungen zu nennen. Haben sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt beim G20-Gipfel Ende November noch kompromissbereit gezeigt, so haben jüngste Ereignisse rund um die Verhaf- tung von Meng Wanzhou, die Finanzchefin des chinesischen Technologiekonzerns Huawei, das Verhältnis der beiden Großmächte wieder deutlich angespannt. Eine weitere Eskalation wäre für keine der beiden Seiten sinnvoll, gleichzeitig trifft es die gesamte Weltwirtschaft. Insbesondere Deutschland als starke Exportnation würde indirekter Verlierer protektionistischer Handlungen werden. Daher ist es im Interesse aller Länder die Handelsstreitigkeiten im Interesse aller baldmöglichst zu beenden. Für Unternehmen und Investoren stellt Unsicherheit in der Zukunftsplanung eine große Belastung dar. Viele globale Konzerne spüren bereits Rückgänge in der Nachfrage- und Investitionstätigkeit ihrer Kunden. Das drückt auf den Auftragseingang, die Marge und nicht zuletzt auf deren Aktienkurse. Die geringere Gewinnerwartung ist sicherlich schon zu einem großen Teil in den aktuellen Kursen eingepreist. Sollten eine oder alle der skizzierten Belastungsfaktoren zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, können wir in 2019 sicherlich eine positive Überraschung an den Börsen erleben. Andernfalls wird weiter-hin die Volatilität dominieren. Gleichzeitig könnte bei einem negativen Szenario die Zinserhöhungsdynamik der US-Notenbank nachlassen und so den Anleihekursen Unterstützung geben. Wir gehen daher zumindest davon aus, dass die einzelnen Anlageklassen im Vergleich zu 2018 einer geringeren Korrelation untereinander unterliegen werden.