Einmal Rekord und zurück, so könnte man die Kursentwicklung des deutschen Leitindex DAX umschreiben. Am 23. Januar 2018 erreichte der deutsche Leitindex mit 13.560 Punkten seinen bisherigen Höchststand, um dann am 26. März wieder bis auf 11.787 Punkte abzutauchen. Auch der europäische Leitindex Eurostoxx50, sowie die großen internationalen Indizes, wie der Dow Jones in den USA, als auch die asiatischen Aktienindizes haben ein ähnliches Verhalten aufgezeigt. Alle genannten Leitindizes konnten ihre Höchststände, die Ende Januar erreicht wurden, nicht bestätigen und fielen auf niedrigere Niveaus zurück.
Gründe gab es aus Anlegersicht genug. Galt im Februar noch die Angst vor steigenden Zinsen und damit einhergehend steigende Renditen am Anleihemarkt als Hauptursache, so sind sich derzeit die meisten Marktteilnehmer einig, dass vor allem der Konflikt der USA mit vielen seiner Handelspartner für die Verunsicherung verantwortlich ist. Auch die politische Lage in Italien stellt ein weiteres Risikopotenzial dar und belastet die Märkte zusätzlich. Der Wahlsieg der eurokritischen 5-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischen Lega Nord rief bei vielen Anlegern Ängste einer Neuauflage der Eurokrise hervor. Eine zusätzliche Belastung lieferten die neuesten Wirtschaftsdaten. Nachdem die Erwartungen in den vergangenen Monaten durchweg positiv waren, sind sie aktuell deutlich zurückgegangen. So ist der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie im Juni auf ein 18-Monatstief gefallen, was mit verringerten Produktionszuwächsen und geringeren Auftragseingängen begründet wird. Ähnlich sieht es auch beim Einkaufsmanagerindex für die Eurozone aus. Allerdings befinden sich beide Indizes weiterhin über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. In den USA zeichnete sich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein positiveres Bild als in Europa ab. Den Wirtschaftsdaten nach steigen die Löhne weiter und auch die Neueinstellungen befinden sich auf einem Rekordniveau. Gleichzeitig befinden sich die Arbeitslosenzahlen auf einem Rekordtief, sodass von Vollbeschäftigung die Rede ist. Demzufolge hat auch die US-Notenbank Fed weitere Reaktionen in Richtung einer Normalisierung der Geldpolitik gezeigt. Nachdem wir in den vergangenen Jahren viele Parallelen zwischen der US-amerikanischen und der europäischen Geldpolitik sehen konnten, zeichnet sich derzeit ein Auseinanderdriften der geldpolitischen Strategien ab. So hat die US-Notenbank Mitte Juni den Leitzins auf eine Spanne von 1,75-2,00 % erhöht und somit bereits die zweite Zinserhöhung in diesem Jahr vollzogen. Die europäische Zentralbank (EZB) hält noch an ihrem Kurs der Niedrigzinsen fest und belässt den Leitzins im Euroraum weiterhin bei 0 %. Die unterschiedlichen geldpolitischen Entscheidungen spiegeln sich auch auf der Währungsseite wieder. So konnte der US-Dollar im Vergleich zum Euro seit Mitte April um 6 % an Wert gewinnen.
Angesichts der zahlreichen Spannungsherde in der Welt, sind die derzeitigen Rücksetzer nachvollziehbar. Aufgrund der geringen Abwärtsdynamik kann allerdings noch nicht von einer Korrektur gesprochen werden. Vielmehr scheint es, als würden sich die globalen Aktienmärkte derzeit wieder ein wenig richtungslos vor sich hinbewegen und auf neue Impulse von der Wirtschafts- als auch Notenbankseite warten. Demnächst werden die Unternehmen ihre Ergebnisse für das zweite Quartal bekannt geben. Das könnte richtungsweisend für die nächsten Monate werden.