Die Kapitalmärkte haben, verständlicherweise, auf die Pandemie im März 2020 nicht verzückt reagiert. Ängste vor deutlichen Abschwächungen des Konjunkturwachstums und drohender Komplettstillstand der Wirtschaft verstärkten dieses Szenario und führten zu Tiefständen der weltweiten Kapitalmärkte. Schnell wurde klar, dass das erlernte und über Jahre anerzogene, eher plakative, Gedankenspiel: „Die Weltwirtschaft geht vereint den Bach hinunter“, nicht auf die Situation zu projetzieren war. Es gab Branchen, die durch Reise- und Bewegungsbeschränkungen im öffentlichen Raum taumelten, und andere Branchen deren Unternehmen sehr positive Entwicklungen aus der Pandemie zogen. Innovative, ortsunabhängige Dienstleistungen waren gefragt. Lieferdienste waren die ersten Profiteure der Krise. Spezialisierte Unternehmen beispielsweise für Medikamente oder Tiernahrung sind seit März 2020 die Börsengewinner. Der stationäre Handel wurde so noch schneller zurückgedrängt, als vor einiger Zeit noch prognostiziert. Sowohl dienstliche, als auch private Treffen, der tägliche Schulunterricht, Vorlesungen an Universitäten mussten beispielsweise in den digitalen Raum verlegt werden. Einen disruptiven Effekt hatten somit auch die, mittlerweile für die meisten normalen, Onlinekonferenzen. Viele Unternehmen stellen sich gerade die Frage, ob dies auch in einer Zeit, der deutlich höheren Immunität gegen Covid 19 weiter das Mittel der Kommunikation bleiben wird und ob auf Flüge und Hotelübernachtungen verzichtet werden kann. Schüler gehen heutzutage wie selbstverständlich in ihren webbasierten Unterricht. Digitalisierung war an deutschen Schulen immer ein großes Thema, Covid 19 hat hier definitiv eine katalysierende Funktion übernommen. Schulen könnten aktuell ohne eine gut funktionierende IT keinen Unterricht anbieten und folgerichtig ihre Lehrpläne dadurch nicht einhalten. Die Disruption bezogen auf eine schnellere Digitalisierung scheint in diesen Bereichen also schon voll im Gange zu sein. Eine Diskussion der im Titel gestellten Frage wird weiter unumgänglich, denn eines ist klar, viele der neuen Gewohnheiten aus den vergangenen 12 Monaten werden wir mehr oder weniger gerne beibehalten.