So turbulent, wie das letzte Jahr aufgehört hat, geht es in diesem Jahr weiter. Der DAX überrascht uns mit einem rasanten Plus von über 16% in den ersten beiden Monaten und strapazierte die Nerven mit einer Schwankungsbreite von über 2000 Punkten. Es bleibt spannend, zumal die Börse derzeit eine Einbahnstraße zu sein scheint.
Die erste große Überraschung kam von der Schweizer Notenbank. Sie hat über Nacht und ohne Vorankündigung die Bindung des Schweizer Franken an den Euro bzw. USD aufgehoben. Dadurch wertete die Schweizer Währung massiv auf und es folgten Verwerfungen an den verschiedensten Finanzmärkten. Während sich die Schweizer Verbraucher über das preiswerte Einkaufsparadies Deutschland freuen, leidet die Exportwirtschaft sehr unter der Aufwertung. Erste Devisenhändler mussten bereits Insolvenz anmelden, weil sie durch diesen Schritt überrascht wurden und viel Geld verloren. Auch viele private Hausbesitzer (z.B. über 700.000 polnische Bürger) und Fonds, die Fremdwährungsdarlehen in Schweizer Franken aufgenommen haben, leiden massiv.
Die Schweizer haben damit auf das Kaufprogramm der EZB reagiert. Es werden riesige Summen in den Ankauf von Anleihen investiert. Erste Stimmen bezweifeln allerdings, dass der EZB genügend Papiere angeboten werden. Gespannt sind die Märkte auf die Auswirkungen des EZB-Kaufprogramms auf die europäische Wirtschaft. Die lockere Geldpolitik der EZB führte mitunter zu einer starken Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar. Da in absehbarer Zeit nicht mit einer Zinserhöhung der EZB zu rechnen ist, dürften Aktien auch in 2015 mangels Alternativen hierzulande weiter interessant bleiben. Jedoch sollte jedem Anleger bewusst sein, dass es eine wirkliche Einbahnstraße an der Börse nicht gibt.
Der nächste Paukenschlag kam aus Griechenland. Am 25. Januar hat eine Links-/Rechtsregierung die etablierten Parteien abgelöst. Das Wahlergebnis wird im Allgemeinen als Verzweiflungstat der Griechen gewertet, die unter den Folgen der Sparpolitik der letzten Jahre leiden. Nicht zuletzt haben die beiden bisher führenden Volksparteien die Rechnungen für Reformunwilligkeit und Selbstbedienungsmentalität erhalten. Das Auftreten der neuen Regierung führte zu, vorsichtig ausgedrückt, Irritationen bei den EU-Partnern. Mit Krawall wurde auf dem diplomatischen und politischen Parkett sehr viel Porzellan zerschlagen. Nach einigem hin und her wurden die fälligen Kreditlinien zunächst um vier Monate verlängert. Eine Lösung der Schuldenprobleme wurde damit jedoch nicht erreicht, sondern wieder nur Zeit gekauft. Wir werden gespannt verfolgen, ob diese genutzt wird oder im Sommer der nächste Teil der griechischen Tragödie folgt.
Der Gold- und der Ölpreis konnten in den vergangenen Wochen erkennbare Erholungstendenzen aufweisen. Diese Entwicklung lässt sich auf die anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten zurückführen. Sollten der IS-Terror und die Ukraine-Krise weiter anhalten, könnte das zu einer weiteren Erholung des Gold- und Ölpreises führen.
Die FED wird vermutlich in der zweiten Jahreshälfte die Zinsen um 0,25% anheben. Dafür sprechen die zuletzt immer wiederkehrende Rhetorik der Notenbanker sowie die unterstützenden Signale der sich weiter stabilisierenden US-Wirtschaft. Ein großer Zinsschritt ist aus unserer Sicht schon deshalb unwahrscheinlich, weil der ohnehin erstarkte US-Dollar gegenüber dem Euro nochmal aufwerten dürfte. Daran haben auch die Währungshüter kein nachhaltiges Interesse.