Seit unserem letzten Newsletter sind zwei Monate vergangen. Die Präsidentschaftswahlen in den USA sind vorbei, zumindest für die meisten Menschen. Wie wir bereits im letzten Newsletter vermutet haben, gab es unmittelbar vor den Wahlen doch noch größere Schwankungen am Markt, die Indizes kamen bis Ende Oktober 8-10% zurück, um sich dann Anfang November sehr schnell zu erholen. Neue absolute Höchststände an der amerikanischen Technologiebörse und beim breit aufgestellten S&P500 werden kaum noch gefeiert, es gäbe dann ständig Partys. Auch der gute alte Dow Jones Industrial Index hat inzwischen die Marke von 30.000 Punkte übersprungen. Der Dax hat sich ebenfalls weiter positiv entwickelt, von neuen absoluten Höchstständen sind wir nur noch ca. 3 % entfernt. Die Gründe für diese Entwicklung sind schnell ausgemacht. Am Markt wird allgemein damit gerechnet, dass die neue amerikanische Regierung wieder berechenbarer ist, dass Planbarkeit und eine nachvollziehbare Strategie Einzug halten. Zur Erinnerung – die Börse mag keine Unsicherheiten.
Die Nachrichten über die anstehenden Zulassungen von gleich mehreren Impfstoffen gegen das Coronavirus hat den Optimismus und die Risikobereitschaft der Anleger an den Märkten beflügelt. Die Aussicht auf eine Normalisierung des Wirtschafts- und des öffentlichen Lebens im Jahr 2021 lässt viele Investoren auf dem Aktienmarkt zugreifen. Die Börse ist ein Frühindikator. Doch bleiben wir noch etwas im Jahr 2020. Bei den Zinsen tut sich weiter nichts. Die Nullzins-Politik bleibt uns erhalten, die USA halten ebenfalls an der lockeren Geldpolitik fest. Bei dem Umfang der weiter wachsenden Schulden gibt es da wohl auch keine Alternative. Während in unserem Land langsam darüber diskutiert wird, dass die Corona-Hilfen nicht ewig gezahlt werden können und die Schulden ja auch zurückgeführt werden müssen (oder sollten), ist die designierte amerikanische Finanzministerin Janet Yellen weiter offen für umfangreiche Hilfspakete in den USA. Zunächst ist das gut für den Aktienmarkt, aber damit rückt wieder das Problem der Inflation in den Vordergrund. Aktuell haben wir deflationäre Tendenzen.
Viele Ökonomen weisen weiter auf die Gefahren einer Geldentwertung hin. Die Wirtschaftslenker hätten gern ein wenig davon, vielleicht sogar zeitweise etwas mehr, aber trotz der wachsenden Schulden ist aktuell keine Inflation zu sehen. Was wir allerdings sehen, sind die positiven Tendenzen für ein weiteres deutliches Wirtschaftswachstum in China. China hat die Corona-Pandemie weiter im Griff, oder wie es andere formulieren, gibt es dort keine mehr. In Asien entsteht unter der Führung Chinas eine gewaltige Freihandelszone mit 15 Staaten, die 30% der Weltwirtschaftsleistung verkörpern. Darunter sind durchaus auch Staaten wie Japan, Australien und Neuseeland, die China kritisch gegenüberstehen. Die USA ist nicht dabei. Und wenn wir die USA erwähnen, können wir an dieser Stelle auch einmal den US-Dollar betrachten, er schwächelt weiter. Gegenüber seinem Höchststand vom März dieses Jahres hat er ca. 14% verloren, nicht gut für eine Exportwirtschaft, wie der deutschen. In den Wirtschaftsnachrichten spielt das bisher eine geringe Rolle, da die Sorgen um weitere Einschränkungen auf Grund von Corona größer sind. Oder liegt es auch daran, dass große deutsche Konzerne ihr Geld bereits überwiegend im Ausland verdienen, wie die Autobauer in China? Belastend werden sich auch die Folgen des Brexits auswirken. Nach dem Stand der Verhandlungen im Dezember gibt sich Ursula von der Leyen sehr optimistisch (16.12.20, 14 Uhr).
Zurzeit versuchen sich alle Analysten an Prognosen für das Jahr 2021. Welche Erwartungen gibt es? Corona auf dem Rückzug, klare Strategien durch die neue amerikanische Regierung, weiter lockere Geldpolitik – das sind die wesentlichen Gründe für ein erfolgreiches Aktienjahr 2021, und das wird von den meisten Analystenhäusern erwartet. Technologiewerte sollten weiter gefragt sein, aber Substanz- und Dividendenwerte werden sich mindestens genauso gut entwickeln, so ist der Tenor. In den USA wollen die alte wie auch die künftige Regierung die Marktmacht der größten Technologiekonzerne beschränken, das gilt es aufmerksam zu beobachten. Zu den Favoriten vieler Marktteilnehmer zählen die asiatischen Länder, besonders China. Von der Biden-Regierung wird nicht erwartet, dass sie die Handelsbeschränkungen mit China aufhebt, der Kampf um die technologische Vorherrschaft zwischen den USA und China wird weitergehen. Wieder stellt sich die Frage, welche Rolle Europa dabei spielen kann – wohl eher eine Nebenrolle. Da von der amerikanischen Notenbank und auch von der EZB keine Änderungen ihrer Politik zu erwarten ist, und die Rentenwerte sich in diesem Jahr bereits sehr gut entwickelt haben, werden hier keine großen Erträge erwartet. Für das Gold gibt es viele positive Stimmen, auch wenn die Kurse zuletzt gefallen sind. Es gibt weiterhin genügend Unsicherheiten am Markt und der Glaube an die vermeintliche Sicherheit des Goldes besteht vielfach fort. Auch im nächsten Jahr werden Anlagen in Werte bevorzugt, die die ESG-Kriterien einhalten, da sind sich alle Analysten einig. Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung – nicht nur für institutionelle, auch für viele private Investoren sind das wichtige Entscheidungskriterien bei ihren Investments. Und was ist das wichtigste Kriterium für Ihre Anlagen im nächsten Jahr? Ihre ganz persönliche Finanzplanung!