Eine erfolgreiche Energiewende bedeutet die Kombination von Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit mit innovativem und intelligentem Klimaschutz. Dafür braucht es alternative Optionen zu den derzeit noch eingesetzten fossilen Energieträgern. Grüner Wasserstoff* bekommt hier eine zentrale Rolle bei der Weiterentwicklung und Vollendung der Energiewende. Denn er, hergestellt mit Hilfe erneuerbarer Energien, ermöglicht es die CO2-Emissionen vor allem in Industrie und Verkehr deutlich zu verringern. Wasserstoff hinterlässt beim Verbrennen praktisch keine Abgase. Das macht das Gas zum idealen Ersatz für Kohle, Öl und Erdgas in Industrie und Verkehr. Deutschland soll in der Wasserstoff-Technologie einen Spitzenplatz einnehmen. Es sollen neue Wertschöpfungsketten für die deutsche Wirtschaft geschaffen und die internationale energiepolitische Zusammenarbeit weiterentwickelt werden.
Vor diesem Hintergrund stellt sich für Anleger die Frage, ob es zu diesem Zeitpunkt überhaupt sinnvoll ist in Wasserstoff zu investieren.
Vor allem grüner Wasserstoff wird als Energieträger der Zukunft gehandelt, Aktien aus diesem Bereich werden immer öfter nachgefragt, obwohl der Anlage-Trend nicht zwingend mit nachhaltigen Gewinnen verbunden ist. Es ist nicht klar ersichtlich ob wirklich nachhaltiges Wachstum möglich ist oder es sich eher um kurzfristige Modeerscheinungen handelt. Selbst erfahrene Anleger irren sich bei der Suche nach zukunftsweisenden Investments.
Ein gutes Beispiel hierfür ist sind Solarzellen. Im Jahr 2018 ging der letzte große deutsche Hersteller von Solarzellen pleite, wodurch in Deutschland ein ganzer Industriezweig zusammenbrach. Der Staat förderte, bekannte Unternehmen wie Siemens und Bosch stiegen ein und scheiterten. Deutschland war der Ausgangspunkt für die Entwicklung des weltweiten Photovoltaikmarktes, aber alle Investoren, die hoffnungsvoll deutsche Solarfirmen kauften, wurden enttäuscht. Die großen Geschäfte und großen Gewinne machen andere Firmen.
Trend-Themen wie Wasserstoff, erneuerbare Energien oder Themen im Pharmabereich können ein Depot durchaus bereichern. Trotzdem ist es wichtig sich stets darüber bewusst zu sein in einen risikoreichen Markt zu investieren. Gerade technologische Entwicklungen sind oft mit großen Unsicherheiten verbunden. Ist man von einzelnen Trends überzeugt, kann man zum Beispiel ein Portfolio aus einzelnen Themenfonds aufbauen, als eine spekulative Beimischung zum Depot. Unternehmen mit einem speziellen Thema wie zum Beispiel Wasserstoff laufen immer Gefahr, dass die Technologie verdrängt werden könnte. Auch die Aktien können Bewertungen aufweisen, die Ertragsgewinne implizieren, die nicht dauerhaft darstellbar sind. Viele Aktien von Wasserstoff- Anlagebauern erwirtschaften trotz steigender Börsenbewertung keine oder nur geringe Gewinne und sind somit sehr spekulativ. In diese Kurse ist viel Fantasie eingepreist. Da der Markt noch am Anfang steht ist es schwer sinnvoll darin zu investieren.
Ferner ist noch nicht klar in welchem Umfang die großen Gashersteller des Marktes, wie Air Liquide und Linde, in das Geschäft des grünen Wasserstoffs einsteigen. Auch die Rolle der Gas- und Ölkonzerne ist noch nicht geklärt. Vielleicht sind sie es ja auch, die mit ihren vielen Milliarden dieses Geschäft beherrschen werden. Oder werden Firmen aus dem Reich der Mitte den Markt dominieren? China hat im Juni den ersten mit Wasserstoff betriebenen Traktor vorgestellt. Die politischen Entscheidungsträger in Deutschland und Europa sind von dieser Technologie überzeugt und bereit die Entwicklung großzügig zu fördern. Unsere Steuergelder werden bereits investiert, nun kann jeder für sich entscheiden, ob er auch privates Geld investieren möchte.
*Info:
Grüner Wasserstoff
Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei für die Elektrolyse ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt. Unabhängig von der gewählten Elektrolysetechnologie erfolgt die Produktion von Wasserstoff CO2-frei, da der eingesetzte Strom zu 100% aus erneuerbaren Quellen stammt und damit CO2-frei ist.
Grauer Wasserstoff
Grauer Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen gewonnen. In der Regel wird bei der Herstellung Erdgas unter Hitze in Wasserstoff und CO2 umgewandelt (Dampfreformierung). Das CO2 wird anschließend ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben und verstärkt so den globalen Treibhauseffekt: Bei der Produktion einer Tonne Wasserstoff entstehen rund 10 Tonnen CO2.